Zweieinhalb Tage und knapp 9.500 Dollar fehlen noch für die Finanzierung der deutschen Ausgabe der mir bis dato noch unbekannten Graphic Novel „reMIND“ von Jason Brubaker. Über die entsprechende Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter bin ich gerade eben gestolpert.
Die Zeichnungen sprechen mich sehr an, und auch die Geschichte macht mich neugierig:
„Es erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Sonja, der Leuchtturmwärterin von Cripple Peaks, und ihrem Kater Victuals, der eines Tages verschwindet. Als er wieder auftaucht, kann er sprechen und geht auf den Hinterbeinen.“
Quelle: Independent Bookworm
Ebenfalls imponiert mir, dass hier kein Verlag das Projekt stemmt, sondern ein leidenschaftlicher Fan, die bereits seit zwei Jahren an dem Projekt und der vom Comic-Zeichner authorisierten Übersetzung arbeitet.
Der Preis für die Graphic Novel scheint mit 55 $ (~41 EUR) zunächst recht hoch. Allerdings sind in diesem Comic zwei Bücher vereint, die zusammen auf knapp 400 Seiten kommen. Dazu soll der Comic als Hardcover herausgebracht werden. Zum Vergleich: Die beiden Originalbände sind über Amazon für jeweils rund 18 EUR zu erhalten. Der Preis für die deutsche Gesamtausgabe ist also schon berechtigt, wenn ich die Übersetzungsarbeit berücksichtige.
Leider unterstützen bislang erst 37 Personen das Projekt, die aber immerhin schon mehr als die Hälfte der anvisierten Finanzierungssumme von 20.000 $ beitragen würden. Immerhin, Daniel Lieske, Schöpfer der Wormworld Saga, zählt ebenfalls schon zu den Fans.
Die mangelnde Resonanz dieses Projektes macht mich nachdenklich, auch in Hinblick auf zukünftige Projekte dieser Art:
Liegt es daran, dass der Original-Comic einfach zu unbekannt ist?
Liegt es an der schlechten Vernetzung der Kampagnenstarterin innerhalb der Comic-Szene?
Liegt es daran, wie in den Kommentaren zur Kampagne angedeutet wird, dass viele Menschen in Deutschland keine Kreditkarte haben?
Liegt es daran, dass Crowdfunding in Deutschland von der breiten Masse noch eher kritisch beäugt wird?
Oder liegt es schlicht daran, dass diejenigen, die Geld für Graphic Novels haben, auch mit dem englischen Original zurechtkommen, so dass der Bedarf für eine deutsche Ausgabe nicht ausreichend vorhanden ist? Dabei wären eigentlich „nur“ 364 Fans erforderlich bei einem Buchpreis von 55 $ und einem Gesamtvolumen von 20.000 $.
Oder aber liegt es daran, dass Comic-Leser lieber kein Geld ausgeben für ein gedrucktes Buch, wenn der Comic auch online und kostenlos im englischen Original verfügbar ist? Wenn ja, was mag das wohl grundsätzlich für andere Webcomic-Autoren bedeuten?
Wahrscheinlich sind es auch mehrere Faktoren, die da zusammenkommen.
Wie auch immer. Ich habe die Aktion bzw. das Comic-Projekt mal unterstützt.
Ein Risiko bei einem Verfehlen der Crowdfunding-Summe ist bei Kickstarter gleich Null, da die Kreditkarte nur im Erfolgsfall belastet wird. Das Risiko im Erfolgsfall wäre die eingesetzte Summe, falls der Druck der Graphic Novel – aus welchen Gründen auch immer – nicht gelingen sollte.
Einen Eindruck von der Qualität der deutschen Übersetzung lässt sich in der Leseprobe gewinnen (lässt sich gut vergleichen mit der oben verlinkten Originalversion).
Ansonsten, die Kampagne läuft in zweieinhalb Tagen aus. Geht da noch was?