Eigentlich hatte ich mich letztes Wochenende darauf gefreut, Carola (moving-target.de, @botenstoff und ihren Mann nach etlichen Jahren wiederzusehen und endlich auch deren kleine Tochter kennenzulernen. Auf dem Weg zur Gartenparty dann die Nachricht, dass die neue Eigentumswohnung der kleinen Familie letzten Donnerstag abgebrannt ist. Oliver lag mit Verbrennungen im Krankenhaus, weil er noch versucht hatte, den Brand zu löschen. Carola und ihre Tochter konnten dagegen schon nach kurzer Zeit das Krankenhaus wieder verlassen.
Bereits einen Tag nach dem Brand hatte Carola wieder gebloggt, ließ uns kurz wissen, dass sie körperlich (fast) unversehrt geblieben seien. Sie hatte wunderbare Menschen in unmittelbarer Nähe gefunden, die ihr halfen, die ihr eine große Stütze sind. Freunde und solche, die sich als wahre Freunde entpuppt haben.
Natürlich wollte ich auch helfen. Die Frage war nur, wie bzw. was wäre das Sinnvollste in diesem Moment? Ein Blick ins Internet zeigte mir, dass es anderen wohl ähnlich ging. Viele fassungslose Menschen meldeten sich in den Kommentaren von Carolas Blogeinträgen. Sie hatten über andere Blogs oder über Twitter vom Unglück erfahren. Eine Kommentatorin grub einen Spendenbutton aus, den Oliver vor zwei Jahren auf seiner Internetseite online gestellt hatte. Viele nahmen diesen Hinweis dankbar auf.
Trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass alle nur auf eines warten: Auf eine Antwort von Carola.
Je mehr Kommentare ich las, desto bewusster wurde mir, dass Carola im Moment wohl kaum in der Lage sein würde, den Leuten direkt zu antworten, um ihnen zu sagen, wie sie ihr konkret helfen konnten. Die Hilfe musste koordiniert werden von jemanden, der bei Carola war, direkten Kontakt zu ihr hatte, aber nicht selbst Carola ist.
Genau dies ist dann gestern passiert. Enge Freunde von Carola, darunter auch die Frau, die ihr bereits in der Brandnacht zur Seite stand, haben eine Spendenseite online gestellt. Ich kenne die Personen hinter dieser Seite zwar nicht persönlich, ihre Namen sind mir aber größtenteils, gerade auch durch Carola, durchaus vertraut. Insofern weiß ich, mein Geld kommt auch bei Carola an.
Carola selbst bittet nicht darum. Das würde auch nicht zur ihr passen. Natürlich ist sie versichert. Aber dem Anschein nach ist im Moment unklar, ob und wann die Versicherung zahlt. Und bei einer Selbständigen ist das gelinde gesagt eine existenzielle Katastrophe, weil sie sich jetzt voll auf ihre Reserven verlassen muss, wenn wir ihr nicht helfen. Sie hat keinen Arbeitgeber, der ihr ein festes monatliches Gehalt überweist. Wieviel sie monatlich erwirtschaftet, hängt stets von ihrem eigenen Fleiß und Geschick ab. Und dass sie im Moment dazu verständlicherweise nicht in der Lage ist, führt hoffentlich nicht auch noch dazu, dass Kunden aus laufenden Projekten abspringen und fest eingeplante Einnahmen verloren gehen. Denn die laufenden Kosten bleiben, gerade auch für das Heim, das eben erst in Rauch aufgegangen ist.
Nein, Carola bittet nicht um finanzielle Hilfe, auch wenn sie es nötig hat. Im Gegenteil: Als ich vorgestern Nacht das Glück hatte, mich mit ihr etwas auszutauschen, dachte sie in erster Linie an ihre Helfer:
hier ist nur ein sofa, auf dem ich nicht liegen kann
die gastgeber sind arm, aber irre hilfsbereit
die könnten kinderklamotten gut brauchen, nicht ich đ
jungs ab 74 und mädchen 122/128sie helfen und helfen und helfen und helfen
es ist irredabei haben sie selbst kaum was
und er sucht einen job
ich würde ihm so gerne helfen
druckermeister, sachbearbeiter
ein feiner, flexibler mann
Dass diese Frau trotz des traumatischen Erlebnisses am Ende mehr über ihre Helfer spricht als über sich selbst, sagt viel über ihre eigene ungebrochene Hilfsbereitschaft aus, die auch ich früher schon erfahren habe. Ich hoffe, das geht in Ordnung, wenn ich das hier schreibe: Wer dem Mann helfen kann, sei es mit Kinderbekleidung, sei es mit einem Job, der möge sich erst einmal bei Biggi Mestmäcker melden (und mit melden meine ich nicht, dass jetzt unzählige Pakete an ihre Adresse geschickt werden; eine E-Mail würde für den Anfang reichen).
Die letzten drei Tage haben mir eines klar gemacht:
Unser schönes Web 2.0 bringt Menschen zusammen. über Blogs und Twitter können wir unseren Bekanntenkreis sehr schnell erweitern, der dir sogar im Notfall auch unter die Arme greift. Für die unmittelbare Hilfe ist aber der direkte, persönliche Kontakt auch durch das Internet nicht zu ersetzen. Belasst es also nicht nur bei Online-Kontakten. Trefft euch. Wenn ihr im Netz Freunde seid, warum nicht auch offline?
Zwei Anmerkungen zum Schluss:
Ich bin mir bewusst, dass Carola nicht die einzige ist, der so etwas Schlimmes zugestoßen ist. Ich helfe ihr, weil ich sie kenne, weil sie auch für mich mal da war. Wenn ihr nicht für Carola spenden wollt, weil ihr keinen persönlichen Bezug zu ihr habt, ist das aus meiner Sicht schon okay. Nur, seid dann für jemand anderen da.
Dass Carola vorgestern Nacht noch wach und online war, lag mit Sicherheit nicht an dem im Netz üblichen Mitteilungsdrang, sondern daran, dass sie offenbar nicht schlafen konnte. Zum einen quält sie mit Sicherheit ihre Thrombose, über die sie noch am Tag des Brandes gebloggt hatte, und die nicht deswegen verschwindet, nur weil ihre Bleibe abgebrannt ist. Zum anderen das fremde Sofa, auf dem sie schlafen musste, während ihr Mann noch im Krankenhaus liegt. Ich erwähne das nur, um von vornherein irgendwelche Missverständnisse auszuräumen.
Ich danke den Machern der Spendenseite, das ist eine klasse Aktion!
Carola, Dir und Deiner Familie alles Gute.
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